Foto: Esther Haase
„Die Patienten und die Familie sollten über Erste-Hilfe-Maßnahmen Bescheid wissen, möglichst auch nochmal trainiert werden. Viele Menschen machen einen Erste Hilfe Kurs, um den Führerschein zu bekommen. Aber dann ist das alles weit weg, und man hat vieles vergessen. Und im tatsächlichen Notfall ist man so nervös dass dann alles schief geht. Die Eltern müssen trainiert werden. So wie wir als Ärzte auch trainiert werden für den Notfall. Und immer wieder trainiert werden müssen.
Bei dem SUDEP Präventionspogramm liegt mir sehr am Herzen, herauszutragen und dazu beizutragen, dass wir über SUDEP Bescheid wissen. Dass die Eltern informiert sind. Und die Chance haben, Fragen zu stellen. Bei uns ist es Teil der ärztlichen Sprechstunde, dass wir über SUDEP sprechen. Aber dann wollen den Eltern zusätzlich die Chance bieten, das auch in einem weiteren Kontext zu besprechen. Teil des SUDEP Präventionsprogramms sind Laienreanimationskurse, wir bieten also genau das an, was viele nicht können. Was mache ich denn, wenn jetzt nicht ein Anfall auftritt, sondern ein SUDEP, und mein Kind nicht reagiert. Und es vielleicht kein Anfall ist. Was mache ich denn dann? Für diese Situationen trainieren wir Eltern. Wir hoffen, damit eine Veränderung hervorzurufen.“
Prof. Dr. Angela M. Kaindl, Direktorin der Klinik für Neuropädiatrie mit Epilepsiezentrum an der Charité – Universitätsmedizin Berlin
Marie (13 J.) und Amelie (17 J.)
SUDEP ereignet sich meist nachts. Nächtliche, schlafgebundene TKA treten häufig in den frühen Morgenstunden auf. Entsprechend ereignen sich viele SUDEP-Fälle in den frühen Morgenstunden im Anschluss an einen TKA. Falls Sie Sensortechnik zur nächtlichen Anfallsdetektion verwenden, können Sie eine gefährliche Situation zum Beispiel daran erkennen, dass das Gerät einen TKA oder sonstigen motorischen Anfall anzeigt, die Sauerstoffsättigung des Bluts abfällt, der Herzrhythmus oder Puls verändert sind oder abflachen, oder durch sonstige physiologische Parameter. Ob ein SUDEP abgewendet werden kann, hängt stark davon ab, wie rasch eine Betreuungsperson die bedrohende Situation bemerkt und ob sie weiß, wie sie in der Situation zu reagieren hat.
Ein epileptischer Anfall, auch ein tonisch-klonischer Anfall (TKA), ist in der Regel nicht lebensbedrohlich. In der sog. postiktalen Phase, d.h. dem Zustand unmittelbar nach einem Anfall, kann es aber zu einem Herz-Kreislauf-Zusammenbruch kommen, der zum SUDEP führen kann. Hier ist erhöhte Vorsicht geboten.
Achten Sie nach einem Anfall für mindestens 45–60 min auf die Atmung! Haben Sie das Gefühl, dass der Betroffene nicht mehr atmet, müssen Sie sofort eingreifen. Hierbei sind die ersten 3 Minuten entscheidend.
Unterstützen Sie als erstes die Atmung des Patienten!
Das kann helfen:
1. Lagern Sie die Person auf die Seite
2. Ansprechen, Wachrütteln
3. vorsichtiges Überstrecken der Halswirbelsäule
Befindet sich ein Betroffener während oder nach einem Anfall in Bauchlage, kann dies die Atmung erheblich erschweren. Atmungsstörungen nach einem TKA können verkürzt werden, indem Sie die Person auf die Seite lagern. Dies hält die Atemwege frei und verhindert, dass Speichel und Erbrochenes in die Luftröhre und Lunge gelangen. Ansprechen, Wachrütteln oder vorsichtiges Überstrecken der Halswirbelsäule können ebenfalls dabei helfen, dass die Atmung wieder anspringt. Das Überstrecken der Halswirbelsäule kann deswegen geboten sein, weil ein Atemstillstand auch durch eine Bewusstlosigkeit mit Zurückfallen der Zunge verursacht werden kann. Durch das Überstrecken unter Mitnahme des Kinns können die Atemwege frei gemacht werden, und die Spontanatmung kann wieder einsetzen. Sobald der Patient auf der Seite liegt, um die Atemwege freizuhalten, müssen Sie ein Rettungsteam benachrichtigen!
Führen die genannten Maßnahmen nicht zum sofortigen Einsetzen der Atmung, muss von einem akuten Herzversagen ausgegangen werden! Ist also keine (sichere) Atmung erkennbar, beginnen Sie sofort mit den Wiederbelebungsmaßnahmen. Wenn Wiederbelebungsmaßnahmen nicht erforderlich sind, wird der Patient sich wehren. Liegen die Patienten nachts in ihren Betten, müssen sie vor Beginn der Reanimation auf eine harte Unterlage gelegt werden. Eine Reanimation auf einer weichen Matratze ist nicht möglich!
Ist nur ein einzelner Retter vor Ort, alarmiert er immer erst den Notruf (112) und öffnet alle Türen. Dann muss sofort mit der andauernden Herzdruckmassage (120 mal Drücken pro Minute) begonnen und konsequent weitergeführt werden, bis das Rettungsteam eintrifft. Ungeübte müssen in dieser Zeit nicht unbedingt eine Mund zu Mund Beatmung durchführen, da erfahrungsgemäß für diesen Zeitraum ausreichend Sauerstoff im Blut vorhanden ist.
Sollte sich ein AED (Automatischer Externer Defibrillator) in erreichbarer Nähe befinden, kann eine zweite Person diesen holen und einsetzen. Niemals darf der Patient in dieser Situation alleingelassen werden. Sind mehrere Retter vor Ort, teilt man sich die Aufgaben (d.h. Alarmierung, Herzdruckmassage, Einsatz eines AED, Beatmung) in sinnvoller Weise auf und wechselt sich insbesondere bei der Herzdruckmassage alle 2 Minuten ab.
Um angemessen reagieren zu können, sollten Angehörige und Betreuer von Menschen mit Epilepsie regelmäßig in der kardiopulmonalen Wiederbelebung, also der Herzdruckmassage mit Beatmung geschult werden. Die Herzdruckmassage muss in einem speziellen Herzretter Training an entsprechenden Schulungspuppen praktisch erlernt und eingeübt werden. Dieses Training sollte regelmäßig, am besten jährlich wiederholt werden. In Hamburg bietet der Verein „Ich kann Leben retten! e.V.„ u.a. kostenlose Kurse für Schulen an. Auch in den ausführlichen Erste-Hilfe-Kursen der bekannten Hilfsorganisationen kann man dieses Wissen erwerben. Informieren Sie sich!
Ein epileptischer Anfall, auch ein tonisch-klonischer Anfall (TKA), ist in der Regel nicht lebensbedrohlich. In der sog. postiktalen Phase, d.h. dem Zustand unmittelbar nach einem Anfall, kann es aber zu einem Herz-Kreislauf-Zusammenbruch kommen, der zum SUDEP führen kann. Hier ist erhöhte Vorsicht geboten.
Achten Sie nach einem Anfall für mindestens 45–60 min auf die Atmung! Haben Sie das Gefühl, dass der Betroffene nicht mehr atmet, müssen Sie sofort eingreifen. Hierbei sind die ersten 3 Minuten entscheidend.
Kommt es nach einem Anfall zu Atemproblemen und Atemstillstand, besteht eine lebensbedrohliche Situation mit hohem SUDEP-Risiko, in der schnell eingegriffen werden muss. Ein epileptischer Anfall ist im Gegensatz hierzu in der Regel nicht lebensbedrohlich. Oft besteht die Gefahr eher darin, dass der Betroffene stürzen kann, oder dass sich gefährliche Gegenstände im Anfallsumfeld befinden. Trotzdem sind hier einige wichtige Dinge zu beachten. Obwohl Epilepsien eine häufige neurologische Erkrankung sind, existieren immer noch falsche Vorstellungen darüber, wie man einer Person, die einen Anfall erleidet, helfen sollte. „Falsche Hilfe“ kann in einem Notfall sogar Schaden zufügen. Hier einige wichtige Hinweise.
Bleiben Sie ruhig! Schützen Sie die Person, die einen Anfall erlebt vor möglichen Verletzungen! Entfernen Sie hierfür scharfe / spitze Gegenstände aus dem Umfeld oder führen Sie die Person aus dem Gefahrenumfeld! Schützen Sie den Kopf, beispielsweise durch ein Kissen und lagern Sie die Person nach dem Anfall auf die Seite! Helfen Sie der Person, die Atemwege frei zu halten! Entfernen Sie hierfür, wenn nötig, alle Gegenstände, die sie beim Atmen behindern könnten, z.B. Krawatten.
Schauen Sie auf die Uhr und prüfen Sie, wie lange der Anfall dauert!
Rufen Sie den Notruf, wenn der Anfall länger als 5 Minuten dauert oder Sie sich unsicher sind, wie lange die Person schon krampft!
Bleiben Sie bei der Person, bis der Anfall vorbei ist, sie wieder zu sich kommt und sich allein orientieren kann.